Aus der Taunuszeitung vom 2.9.2010

Kuscheln hilft beim Gesunden

Dass Yusuf den Kopf bewegen und seinen Stoff-Elch streicheln kann, verdankt er einem Homburger Arzt

Raji Löhnert prüft, ob bei Yusuf die Verbände richtig sitzen. Der Bub hatte Verbrennungen dritten Grades. Foto: Jochen Reichwein

Raji Löhnert prüft, ob bei Yusuf die Verbände richtig sitzen. Der Bub hatte Verbrennungen dritten Grades. Foto: Jochen Reichwein

Ein usbekischer Junge litt an Verbrennungen dritten Grades und hätte zeitlebens mit den Folgen zu kämpfen gehabt. Ein Arzt in den Hochtaunus-Kliniken hat ihn operiert und wieder geheilt.

Bad Homburg. Auf seiner Stirn sieht man noch einen schmalen roten Streifen von der OP-Mütze. Er wirkt zwar sportlich, aber auch etwas geschafft von dem Marathon, der hinter ihm liegt. «Fünf Stunden hat die Operation gedauert», sagt Dr. Volkhart Krekel, als er im Café der Hochtaunus-Kliniken Platz nimmt, um sich erst einmal mit einem belegten Brötchen nach dem strapaziösen Eingriff zu stärken.

Sein Patient war ein zehnjähriger Junge aus Usbekistan, der an den Folgen schwerer Verbrennungen dritten Grades litt. Diese hatte er sich vor sieben Jahren zugezogen. Und weil die Verletzung damals nicht fachgerecht behandelt worden war, hatte sie fatale Folgen. «Er konnte den Kopf nicht mehr richtig strecken, der Ellbogen war teilweise versteift und auch den Daumen konnte er nicht mehr bewegen», erklärt Krekel den körperlichen Zustand von Yusuf (Name von der Redaktion geändert) vor der Operation.

Die deutsche Kinderhilfsorganisation «Friedensdorf International» mit Sitz in Oberhausen, die in Ländern wie Usbekistan über eine Partnerorganisation vertreten ist, erfuhr von dem Schicksal des Jungen. Daraufhin nahm man Kontakt zu Dr. Krekel auf. Der Arzt für plastische Chirurgie aus Kelkheim ist kein Unbekannter mehr, seit er im April diesen Jahres einen 13-jährigen ukrainischen Jungen operiert und damit vor schweren Missbildungen gerettet hat. Zuvor hatte der Arzt schon mehrmals humanitäre Einsätze in Ländern wie Paraguay oder Madagaskar geleistet. Auf der Insel im Indischen Ozean arbeitet Krekel seit Jahren ehrenamtlich für die internationale Ärztevereinigung «Interplast». Jedes Jahr reist er für mehrere Wochen dorthin, um kostenlos zu operieren.

Kostenlose Operation

«Friedensdorf International» schickte dem Arzt also Unterlagen und Röntgenbilder von dem usbekischen Jungen, um die Erfolgschancen einer Operation abzuklären. Krekel, der auch als Belegarzt an den Hochtaunus-Kliniken arbeitet, vereinbarte dann mit der Organisation den Hilfseinsatz. Wie im Fall des ukrainischen Jungen war das Krankenhaus bereit, den Eingriff kostenlos in der Klinik zu ermöglichen und die ärztliche und pflegerische Versorgung sicherzustellen. «In solchen Fällen versuchen wir gerne zu helfen», sagt Kliniksprecherin Renate Bottler.

Bei Yusuf ging dann alles sehr zügig. «Innerhalb von 14 Tagen war der Junge in Deutschland», erzählt Krekel vom weiteren Ablauf. «Die OP ist gut verlaufen», zeigt er sich mit dem Eingriff, der am Mittwoch stattfand, zufrieden. Der Junge könne nun den Kopf wieder frei bewegen und auch Hand und Ellbogen könne er wieder einsetzen.

«Er hat nun eine bessere Perspektive als vor der Operation», gibt sich Krekel zuversichtlich mit Blick auf die Heilungschancen. Wäre nichts unternommen worden, hätte der Junge langfristig den Kopf nicht mehr heben und auch mit seiner Hand nichts machen können. «Es gibt in Usbekistan kein soziales Netz wie hierzulande», sagt Krekel. Der Junge wäre zu einem Dasein am Rande der Gesellschaft verurteilt gewesen.

Zurück in die Heimat

Bis Ende der Woche wird der Zehnjährige noch in Bad Homburg bleiben. In dieser Zeit betreut ihn auch eine Vertreterin von «Friedensdorf International». Nach dem Aufenthalt in den Hochtaunus-Kliniken geht es für etwa sechs Monate zur Nachsorge und Krankengymnastik in ein Betreuungszentrum in Oberhausen, wo bis zu 150 Kinder aufgenommen werden. Wenn alles verheilt ist, kehrt er zurück in seine Heimat. Eventuell müsse er in fünf bis sechs Jahren noch einmal operiert werden. Dies sei wegen des Wachstums nötig, sagt Krekel.

Was die Zukunft angeht, schließt der 37-jährige Arzt weitere Hilfeleistungen nicht aus. «Ich würde das gerne regelmäßig machen.» Und auch die Hochtaunus-Kliniken sähen das als sinnvoll an und würden ihm Rückendeckung geben. Ende September will Krekel wieder nach Madagaskar, um dort Kindern mit Verbrennungen und Kiefergaumenspalten zu helfen. (Klaus Spaene)


Eigener Kommentar: Vielen Dank dem gesamten Personal für das liebevolle Engagement, um dem kleinen Gast die Zeit so kurzweilig und angenehm wie möglich zu machen.

Danke, Krekel

 

Bericht aus der Taunuszeitung vom 21.04.2010 :

Bald kann Ivan wieder lachen

Heute reist der 13-jährige ukrainische Junge nach einer Operation in Bad Homburg wieder zurück in die Heimat

Alles wird gut: Heute kann der 13-jährige Ivan die Hochtaunusklinik wieder verlassen. Vor einer Woche hatte Dr. Volkhart Krekel eine elf Jahre alte Brandverletzung operiert. Eine Woche lang muss Ivan jetzt noch in Paderborn nachbehandelt werden, dann geht es zurück in die Ukraine. Foto: Schneider Alles wird gut: Heute kann der 13-jährige Ivan die Hochtaunusklinik wieder verlassen. Vor einer Woche hatte Dr. Volkhart Krekel eine elf Jahre alte Brandverletzung operiert. Eine Woche lang muss Ivan jetzt noch in Paderborn nachbehandelt werden, dann geht es zurück in die Ukraine. Foto: Schneider

Von Alexander Schneider

Zu Hause hätten dem 13-jährigen Ukrainer schwere Missbildungen gedroht. Dank persönlichem Engagement und vieler Spenden konnte dem Jungen im Bad Homburger Kreiskrankenhaus geholfen werden.

Bad Homburg. Noch fällt Ivan das Lachen ein wenig schwer. Er spricht kein Deutsch. Doch die dunklen Augen des 13-jährigen Jungen aus der Ukraine strahlen Dr. Volkhart Krekel dankbar entgegen. Man versteht sich auch ohne Worte. Gerade kontrolliert der Kelkheimer Arzt für plastische Chirurgie den Verband an Ivans linkem Arm. Er ist zufrieden mit seinem Werk und lacht seinem kleinen Patienten aufmunternd zu. Am heutigen Dienstag heißt es Abschied nehmen.

 

Seit dem 13. April liegt Ivan auf der Station A2 im Bad Homburger Kreiskrankenhaus. Mit zwei Jahren hat sich der Junge aus der ukrainischen Provinzhauptstadt Poltawo mit heißem Teewasser verbrüht, ein Unfall. Er hatte seiner Mutter den Wasserkocher aus der Hand geschlagen. Die Brandverletzungen waren in der Ukraine mehr schlecht als recht versorgt worden. Die bei der Evangelischen Kirchengemeinde angesiedelte Hilfsorganisation «Kinder der Straße in der Ukraine» war auf den Fall aufmerksam geworden. «Zum Glück wurden gleich die richtigen Schlüsse gezogen, vor allem, dass die Gefahr einer Missbildung des Armes drohte», sagte Volkhart Krekel der TZ

Alles heilt prima

Irene Regeher von der Paderborner Organisation hatte nach Möglichkeiten einer kostenlosen Operation des Jungen geforscht. Eine Entwicklungshelferin stellte den Kontakt zu dem Kelkheimer Arzt, den sie von einem gemeinsamen humanitären Einsatz vor fünf Jahren in Paraguay her kannte her.

Der sympathische Doktor arbeitet seit Jahren ehrenamtlich für die internationale Ärztevereinigung «Interplast». Jedes Jahr reist er für mehrere Wochen nach Madagaskar, um dort kostenlos zu operieren. Er zögerte nicht und sagte zu, dass er den Jungen behandeln werde. «Als Belegarzt in den Hochtaunuskliniken konnte ich die Leitung rasch dazu bewegen, Ivan kostenlos aufzunehmen», berichtet der 37-Jährige von dieser Allianz der Hilfe. Krekel schätzt seinen Aufwand und den der Klinik auf knapp 9000 Euro.

Renate Bottler, Pressesprecherin der Klinik, sagte, dass es solche Fälle öfters gebe, durchschnittlich

einmal pro Jahr. «Wenn Organisationen wie Interplast auf uns zukommen, versuchen wir gerne zu helfen. Auch für Erdbebenopfer aus Haiti seien dem Generalkonsul Betten kostenlos angeboten worden. Bislang sei davon aber noch kein Gebrauch gemacht worden.

Ivan war Anfang April von Kiew nach Dortmund geflogen und von dort zunächst nach Paderborn gebracht worden. Mit Spenden wurde die Reisekosten finanziert. Dann ging es weiter nach Bad Homburg. Bereits einen Tag nach der Ankunft fand die zweistündige Operation statt. «Alles heilt prima, es werden Narben bleiben, aber der Arm wird wieder fit», freut sich Krekel.

 

Es war höchste Zeit

Der Junge hatte Verbrennungen dritten Grades, etwa sechs Prozent der Körperoberfläche des kleinen Kerls waren verbrannt. Er muss über Wochen grässliche Schmerzen gehabt haben. Das Problem sei die schlechte Versorgung nach dem Unfall gewesen. Zum anderen werden so massiv verbrannte Hautpartien mit der Zeit hart wie Beton. Krekel spricht von Kontraktur. Heißt: Das verhärtete Gewebe behindert nicht nur das Knochenwachstum, es schränkt, wenn Gelenke involviert sind, auch deren Beweglichkeit ein. Bei Ivan war der Ellenbogen betroffen. «Wenn man da nichts macht, wachsen die Knochen trotzdem weiter, allerdings krumm.» Bei Ivan war das zwar noch nicht der Fall, «es war aber höchste Zeit», so Krekel. Er musste das kranke vom gesunden Gewebe trennen und die Wunde, so groß wie ein Fünfeuroschein, mit Haut, schließen, die aus der Ivans Leistengegen entnommen wurde.

Eigener Kommentar:

Ich möchte mich bei allen bedanken, die bei der o.g. Aktion mitgeholfen haben ( Visa, Reiseorganisation, Spenden für den Transport, die Geschäftsführung und das Personal der Hochtaunuskliniken, den nachsorgenden Kollegen etc. )

Danke,

V.Krekel

 
 
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